ReferendariatÜberlebenstipps für mündliche Prüfungen im Referendariat
Das Ziel ist nahe
Liebe angehende Lehrkräfte, willkommen im finalen Boss-Level eures Referendariats: den mündlichen Prüfungen. Hier, wo der Kaffee stärker und die Nächte länger sind als je zuvor.
Ihr werdet zu Meistern der Mindmaps, Gurus der Gedankenkarten und Zauberern der Zusammenfassungen. Jedes Lehrbuch wird euer bester Freund (oder Feind, je nach Tageszeit und Kaffeekonsum) und vergesst nicht – manchmal ist auch euer Bauchgefühl der beste Ratgeber (oder zumindest ein sehr überzeugender).
Dann, der Tag der Prüfung: Hier seid ihr, in voller Montur, bewaffnet mit Wissen, das in monatelanger (oder bei manchen vielleicht eher maximal drei Wochen; Grundfragen der staatsbürgerlichen Bildung sogar nur vier Tage, sorry Herr L.) harter Arbeit erworben wurde. Ihr tretet vor die Prüfungskommission – eine Gruppe von Menschen, die entscheiden, ob ihr würdig seid, Kinder außer Rand und Band in den Griff zu kriegen. Keine Sorge, sie beißen nicht (die Prüferinnen und Prüfer, bei den Kindern ist das eine andere Geschichte).
Und wenn ihr dann vor der Kommission steht, denkt daran: Ihr seid nicht nur ein wandelndes Lexikon, sondern auch ein zukünftiger Pädagoge oder zukünftige Pädagogin. Zeigt also nicht nur, was ihr wisst, sondern auch, wie ihr es vermittelt. Charme, Witz und ein wenig Selbstironie können hier Wunder wirken – niemand erwartet, dass ihr perfekt seid, ein bisschen Humor zeigt, dass ihr menschlich seid.
Zum Schluss, egal wie es läuft, denkt immer daran: Diese Prüfung ist nur ein kleiner Schritt auf eurem Weg. Egal ob Triumph oder Tränen – ihr habt es bis hierhin geschafft und das allein ist schon eine Leistung. Also, nehmt es mit der nötigen Ernsthaftigkeit aber auch mit Humor. Denn am Ende des Tages ist die größte Herausforderung nicht die Prüfung selbst, sondern die Schülerinnen und Schüler, die auf euch warten – und die haben definitiv mehr Überraschungen auf Lager als jede Prüfungskommission.
Die Inhalte, Zusammensetzung oder auch den Ablauf der mündlichen Prüfungen könnt ihr übrigens in den Anweisungen zum Studienseminar an Realschulen nachlesen.
Tipps und Bewältigungsstrategien
Natürlich bieten sich hier die üblichen Tipps an, im Sinne von „Starte rechtzeitig, "Sortiere deine Unterlagen" und "Tausche dich aus“. Aber sind wir mal ehrlich, das wisst ihr doch bereits alles, sonst wärt ihr wahrscheinlich nicht im Ref. Deshalb habe ich eine unserer aktuellen Einsatzrefis und zwei Seminarlehrkräfte gefragt, was für individuelle Tipps sie für euch parat haben.
Vorbereitung
Einsatzreferendarin Anne Leerhoff (D/Mu) an der Joseph-von-Fraunhofer Realschule über die Vorbereitung für die mündlichen Prüfungen und das Kolloquium:
- Können Sie spezifische Materialien oder Ressourcen empfehlen, die Einsatzreferendarinnen oder Einsatzreferendaren bei der Vorbereitung auf mündliche Prüfungen helfen könnten?
Ich habe ausschließlich mit den von den Seminarlehrkräften zur Verfügung gestellten Materialien und den Protokollen der Fachsitzungen gelernt, diese nach Überthemen sortiert und dann dazu Mindmaps und Lernplakate geschrieben. Meiner Meinung nach ist es dabei am sinnvollsten, Pädagogik und Psychologie immer zu vernetzen und die beiden Fächer nicht isoliert zu betrachten. Am Ende habe ich mir dann ein leeres DIN-A3 Papier genommen und mir zu den einzelnen Ursachenfeldern (z. B. Klasse, Unterricht ...) die wichtigsten Oberbegriffe und Theorien samt Autorennamen notiert. Das hat mir geholfen, die Fälle umfassend zu analysieren und nichts Wichtiges zu vergessen. Apropos Fälle analysieren ... das musste ich intensiv üben, da hier die große Herausforderung besteht, in der Vorbereitungszeit schnell und effektiv die Knackpunkte des jeweiligen Falls zu erkennen und sich nicht in Allgemeinplätzen zu verlieren. Dazu habe ich mir mit meinen Mitrefis im Seminar verschiedene Fälle ausgedacht und dabei darauf geachtet, dass wir alle Jahrgangsstufen abgedeckt haben. Mit der Übung bekommt man recht schnell eine gute Routine, die in der Prüfung hilft, ruhig und strukturiert zu bleiben.
- Welche Strategien oder Techniken haben Sie während der mündlichen Prüfungen angewendet, um Ihre Antworten effektiv zu kommunizieren?
Ich habe die Vorbereitungszeit v. a. dazu genutzt, wesentliche Begriffe und passende Theorien samt Autorennamen auf dem Papier zu visualisieren. Diese Gliederung habe ich dann in der Prüfung strukturiert abgearbeitet, damit ich bloß nichts vergesse. Mir hat es außerdem geholfen, Überleitungen zwischen den einzelnen Handlungsfeldern zu verwenden. Beispielsweise: ‚Jetzt komme ich zum Bereich Unterricht ...‘. Dann wissen die Prüfenden auch immer, wo man sich gerade befindet. Im anschließenden Prüfungsgespräch ist es besonders wichtig, dass man die gestellten Fragen wirklich genau versteht und präzise darauf antwortet. Hier lohnt es sich, den Prüfenden ganz genau zuzuhören und lieber nochmal ein paar Sekunden über die Antwort nachzudenken.
- Gibt es bestimmte Verhaltensweisen oder Ansätze, die Sie anderen Referendarinnen oder Referendaren für die mündliche Prüfung empfehlen würden?
Das Wichtigste war für mich das wöchentliche Meeting mit meinen Mitrefis aus dem Seminar. Wir haben zuerst gemeinsam einen Fall ausgesucht, danach hat ihn jeder für sich allein vorbereitet und im Anschluss haben wir ihn gemeinsam besprochen. Mehrere Köpfe denken einfach besser und es war echt erstaunlich, wie viel wir dadurch im Team geschafft haben.
Durchführung
Evelyn Kendlbacher (Seminarlehrkraft im Fach Deutsch) über die mündliche Prüfung im Fach Deutsch:
Es findet ein Prüfungsgespräch statt und keine reine Frage-Antwort-Runde. Dementsprechend wird die Prüfung sehr dynamisch und kann auch mal lockere und humorvolle Elemente enthalten. Außerdem ist das stumpfsinnige Aufsagen von Lehrplan-Inhalten nicht so gerne gesehen. Es geht vielmehr um das selbstständige und unaufgeforderte Vernetzen des Lehrplans und ihren unterschiedlichen Jahrgangsstufen. Erkennt der Prüfende in Deutsch z. B. die unterschiedlichen Textsorten, die von Jahr zu Jahr neu erlernt werden?
Heidrun Hammer (Seminarlehrkraft im Fach Psychologie) über das Kolloquium:
Mit der 18-monatigen Berufserfahrung (bis zum Kolloquium) und dem in Fachsitzungen erworbenen Wissen, lässt sich die Theorie üblicherweise in die Praxis überführen. Die zu analysierende Fälle können effektiv durch die wissenschaftliche Verknüpfung von Theorie und Praxis angegangen werden. Die bisher gesammelten Erfahrungen im Lehrberuf fließen vorteilhaft in die Lösungsfindung ein, wodurch die anfängliche Besorgnis in den meisten Situationen unbegründet ist.
Abschließend noch ein Rat von meiner Seite: Es schadet nicht, die Expertise von Kolleginnen und Kollegen einzubeziehen oder auch ehemalige (vor kurzem fertiggewordene) Refis für Tipps zu befragen. Ich kann euch auf jeden Fall versichern, dass auch diese (wenn auch sehr stressige) Phase vorbeigehen wird. Wahrscheinlich werdet ihr euch im Nachhinein auch denken: „Es lief ganz anders als erwartet.“ Und so ist es ja meistens im Leben.
Aylin Qasim
Aylin Qasim unterrichtet Deutsch und Geschichte an einer Münchner Realschule und berichtet regelmäßig über ihre Eindrücke und Erfahrungen aus dem Lehrerinnenalltag.