Sport und soziales EngagementSpendenlauf leicht gemacht
Spendenläufe sind an bayerischen Schulen mittlerweile weit verbreitet – zum Glück! Denn sie sind für eine Schulfamilie eine Möglichkeit, aktiv zu sein, Gemeinschaft zu erleben und Gutes zu tun.
Den ersten großen Spendenlauf vor einigen Jahren habe ich für World Bicycle Relief geplant, weil ich die Idee so grandios fand, mit Rädern Jugendliche in Afrika mobil zu machen und Schülern dort wortwörtlich einen Weg zur Bildung zu ermöglichen. Das war irgendwie einfach, weil das Projekt so einleuchtend einfach war.
Wenn auf europäischem Boden ein Krieg ausbricht, wie beim russischen Überfall auf die Ukraine, ist dieses Thema natürlich noch näher, emotionaler und sensibler: die Bilder sind überall in den Medien und ukrainische Schülerinnen und Schüler aus dem Kriegsgebiet sind an unserer Schule.
An unserer Schule stand schnell fest, dass wir etwas machen wollen und dass wir uns solidarisch zeigen wollen. Diese Motivation hat das Projekt durchgehend getragen – bei allen Beteiligten.
Aber wie geht man das an? Ein paar Hinweise und Tipps aus eigener Erfahrung
- 1 Eine geeignete (Rund-)Strecke finden, die idealerweise nicht zu lang und nicht zu kurz ist. Unsere Runde hat sich mit 1,7 Kilometer als passend herausgestellt.
- 2 Stromversorgung und sanitäre Anlagen an der Strecke sicherstellen. Bei uns war der Badesee und öffentliche Toilette in der Nähe, wo (nach Absprache) Schüler mal „müssen“ konnten.
- 3 Mit der Strecke und dem möglichen Ablauf im Kopf habe ich das Konzept der Schulleitung vorgestellt und schon mal 3 Kollegen genannt, die mich unterstützen. Es wird wenige Schulleitungen geben, die dann sagen: „Nee du, Solidarität passt bei uns nicht so ins Profil“.
- 4 Je nach Strecke empfiehlt es sich, die Stadt bzw. den städtischen Bauhof und die Feuerwehr frühzeitig zu informieren, um eventuelle Absperrungen rechtzeitig anzumelden.
- 5 Bei unserem ersten Lauf haben die Schüler noch mit Handy oder Laufuhr ihre Kilometer selbst aufgezeichnet. Dieses Mal haben die Schüler im Kunstunterricht ihre Spendenzettel entworfen und wir haben ihn pro Runde abgestempelt, was unter dem Strich wesentlich weniger aufwändig war und super funktioniert hat.
- 6 Und dann wird es schon konkret: Kollegium informieren, Elternbrief über die Klassenleitungen verteilen lassen, Stimmung machen! Je mehr Mitstreiter:innen das Projekt befeuern, umso begeisterter laufen und spenden alle. Ich habe allen Kolleginnen und Kollegen eine Powerpoint-Präsentation mit Laufstrecke, Ablaufplan des Tages und Spendenzetteln über den Schulmanager geschickt und damit waren alle im Boot.
- 7 Circa eine Woche vor dem Lauf hatten dann alle Schüler ihre Spender beisammen und auch wir Lehrer haben unser schnellstes Pferd ins Rennen geschickt und für ihn Spenden gesammelt.
- 8 Da an dem Tag bei uns alle Schüler gelaufen sind, waren die Lehrer entweder Streckenposten, haben die runden „gestempelt“ oder sind selbst gelaufen.
- 9 Leider hat es am Tag unseres geplanten Spendenlaufs geschneit und es musste kurzfristig ein Ersatztermin gefunden werden. Auch das sollte man also im Blick behalten!
Was bleibt hängen?
Der zweistündige Spendenlauf selbst war für uns alle ein Genuss, denn jeder konnte sich nach seiner Art einbringen… vom Sprinter, der möglichst viele Kilometer schaffen wollte (20 waren es dann) bis zur Plaudergruppe, die sich 8 Kilometer lang über neue Modekollektionen ausgetauscht hat.
In der darauffolgenden Woche wurden die Spenden von den Klassleitern eingesammelt. Im Presseartikel standen dann sensationelle 15.000 Euro bei einer Schulgröße von knapp über 400 Schülern. Mit den Nachzüglern sind es bis jetzt schon mehr als 17.000 Euro geworden.
Warum trudeln nach der Frist noch so viele Gelder ein? Wie streng muss man da dahinter sein? Ich habe zu diesem Thema eine sehr nachsichtige Haltung, denn für mich ist der Spendengedanke immer ein solidarischer, freiwilliger. Wenn jetzt jemand nach dem Lauf kommt und nicht mehr (so viel) spenden will… dann ist das nun mal so.
Meiner Meinung nach soll ein Spendenlauf vor allem bewirken, sich mit schwierigen Themengebieten auseinanderzusetzen, sich mit Not leidenden Menschen solidarisch zu zeigen und andersrum auch wertzuschätzen, in welcher Situation wir uns befinden.
Für die Schüler war es ein tolles Gemeinschaftserlebnis, bei dem sie selbstwirksam erleben konnten, dass sie viel Gutes in der Welt bewirken können.
Steffen Amthor
Steffen Amthor ist seit 2012 Deutsch- und Sportlehrer an der Realschule in Arnstein. Als Mountainbiker kam er 2017 auf den Gedanken, sogenannte Buffalo Bikes für World Bycicle Relief zu spenden, die dann vor allem SchülerInnen in ländlichen Regionen Afrikas zugutekommen sollten. Auch der diesjährige große Spendenlauf war motiviert durch die Begeisterung für Bewegung und den Gedanken, damit Gutes zu leisten.