Theaterprojekt „Icebreaker“Null Bock oder Depression?
Wenn Eltern und Schule nerven, die ganze Welt als doof erscheint und es schwerfällt, in der Früh aufzustehen, dann sind Jugendliche womöglich in einem konfliktbeladenen Niemandsland zwischen Kindheit und Erwachsensein angekommen. Aber befinden sich Anna und Robert, die beiden Protagonisten des Theaterstücks „Icebreaker“, nur in einer entwicklungsbedingten Durchhängephase oder steckt da eine ernstzunehmende Erkrankung wie etwa eine Depression im Jugendalter dahinter?
Diesen Fragen sind die Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines speziell für Schulen konzipierten Theaterprojekts nachgegangen, das unter der künstlerischen Leitung des Theaterpädagogen Jean-François Drożak durchgeführt wurde. Als Jugendsozialarbeiterin der Schule hatte ich das Projekt initiiert und begleitet und stand den Jugendlichen inhaltlich und organisatorisch zur Seite. Vier Tage lang erarbeiteten und probten fünf Schülerinnen und ein Schüler der Klasse 7a der Mittelschule Rednitzhembach dieses Theaterstück. Daneben kümmerten sich die Schülerinnen und Schüler auch um den Auf- und Abbau der Bühne und die Bestuhlung des Saales.
Das Theaterstück wurde dann im Gemeindesaal Rednitzhembach für die Jahrgangsstufen 5-8 aufgeführt. Das Theaterprojekt ist ein wichtiger Schritt, um mehr Bewusstsein für die Erkrankung Depression zu schaffen. Es zeigt die Herausforderung für Betroffene und Nahestehende und lädt die Zuschauer zu einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema ein. Mit Alltagsbeispielen und durch theaterpädagogisches Erleben wurde die Thematik altersangemessen verständlich und anschaulich dargestellt. Dabei wurde das Publikum in das Aufführungsgeschehen interaktiv eingebunden und bekam eine Symptom-Checkliste, die das „Bündnis gegen Depression“ ausgearbeitet hat. So wurde das Theaterstück zwischen den Szenen immer wieder angehalten und die Zuschauerinnen und Zuschauer bekamen die Gelegenheit, einzuschätzen, ob die Hauptdarstellerinnen und -darsteller unter depressionstypischen Krankheitssymptomen leiden.
Eltern und Interessierte waren eingeladen, die Premiere von „Icebreaker“ am Donnerstagabend zu besuchen. Die Ehrengäste kamen dann zur Hauptaufführung am Freitagvormittag, bei der auch alle Schulklassen der Mittelschule Rednitzhembach anwesend waren. Im Rahmen der Begrüßung wies Schulleiterin Andrea Barwig auf die Aktualität des Themas Depression im Jugendalter hin, insbesondere im Zusammenhang mit den Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Beeindruckend war dann die schauspielerische Umsetzung der Schülerinnen und Schüler, die sowohl die bewusst leisen Szenen als auch die turbulenten gekonnt auf die Bühne gebracht haben.
Svitlana Kaunzinger
Svitlana Kaunzinger ist seit 2019 als Jugendsozialarbeiterin an der Grund- und Mittelschule Rednitzhembach tätig. Ihr liegt die Chancen- und Bildungsgerechtigkeit junger Menschen besonders am Herzen, weswegen sie sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche besonders im Blick hat. Hierbei ist es ihr wichtig, der Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler Raum und Gelegenheit zu geben, sich neu zu entdecken und frei zu entfalten. Dazu bieten innovative Ansätze und Schulprojekte, die auf die Stärkung von Teamfähigkeit, Toleranz und Sozialkompetenzen ausgerichtet sind, gute Möglichkeiten.