SchulalltagLehrkräfte im Ferien-Endspurt

Schon mal von den sieben Todsünden gehört? Neid, Völlerei, Habgier, Wollust, Hochmut, Trägheit und Zorn. Das klingt schon schlimm genug, aber destruktiv wie ich bin, möchte ich diese Liste um eine achte Sünde erweitern: Arbeit in den Ferien. Es ist der 28. August und ich habe gesündigt.

Gut, streng genommen habe ich auch noch andere Todsünden in diesen Ferien begangen – vor allem Trägheit und Völlerei sollte man nicht völlig außer Acht lassen. Aber die mit Abstand schlimmste Verfehlung war es, meinen Laptop zu öffnen und diese Zeilen zu tippen. Und bevor mir jetzt jemand vorwirft, wie ich es wagen konnte, die selbstgewählte Lethargie, in der wir Lehrkräfte uns befinden, zu stören, dem sei gesagt: Wir sind bald wieder auf Augenhöhe. Spätestens am Montag, den 09.09., mit der Anfangskonferenz. Ich bin euch nur einen kleinen Schritt voraus.

Seien wir doch mal ehrlich: Wir müssen uns langsam, aber sicher wieder auf den Schulalltag einstellen. Es gibt dafür zwei mögliche Herangehensweisen: Entweder man geht es ruhig an oder man stürzt sich ins kalte Wasser und hofft, dass man noch schwimmen kann. Spoiler: Beides tut weh.

Der Sprung ins kalte Wasser

Eine Möglichkeit wäre, bis zur letzten Sekunde die Ferien in vollen Zügen zu genießen, ohne auch nur einen Gedanken an Stundenplan, Klassenverteilung oder SuS zu verschwenden. Mit dem Aperol in der Hand noch auf der Luftmatratze in irgendeinem Pool am Gardasee treiben und nur überlegen, wann man spätestens losfahren muss, um gerade noch rechtzeitig in der Schule aufzuschlagen. Klappt selten reibungslos, aber hey – Hochmut kommt vor dem Schulbeginn. Und mal ehrlich, ein paar Minuten zu spät sind ja auch nur „akademisches Viertel“ für Profis.

Den kleinen Zeh ins kalte Wasser halten

Eine weitere Möglichkeit wäre, grummelig und unter stillem Protest damit zu beginnen, den Schreibtisch aufzuräumen und die Schulsachen zu sortieren. Zorn ist aber auch eine Todsünde, also vielleicht besser einen gemäßigten Umgang mit der Situation finden. Am nächsten Tag dann doch mal den Kollegen anschreiben, sich gegenseitig trösten und schulrelevante Reels auf Instagram in die Gruppe schicken, um sich humoristisch auf den Schullalltag einzustimmen.

In meinem Fall rufe ich die beste Mama von allen an, heule ein bisschen und sage, dass ich am nächsten Tag wirklich nicht in die Schule möchte. Versuche, sie davon zu überzeugen, dass ich Fieber habe – mit der Überzeugungskraft einer Achtjährigen. Ihre liebevolle Strenge (inklusive ermutigender Worte und der potenziellen Anwendung eines fliegenden Terliks – übersetzt es gerne mal aus dem Türkischen; natürlich mache ich nur Spaß!) bringt mich dann doch dazu, den Wecker auf 6:00 Uhr zu stellen und früh ins Bett zu gehen. Einschlafen werde ich vermutlich erst um 02:00 Uhr morgens, weil, naja, Schlafrhythmus und so. Aber hey, nichts sagt "Back to School" mehr als ein kleines Schlafdefizit am ersten Tag!

Damit ein wenig konstruktive Abwechslung in meinem klagenden Beitrag erfolgt, sind hier ein paar Tipps, um sich besser auf den Schulalltag einzustellen:

Die Schuljahresanfangskonferenz

Ich bin jedes Jahr froh, dass die Schule mit der Anfangskonferenz beginnt. Der Einstieg erfolgt sanft und kontrolliert unter Erwachsenen. Man lernt die neuen Kolleginnen und Kollegen kennen und erhält erste Infos über den Ablauf des Schuljahres. Den einzigen Kampf, den man an dem Tag führt, ist der Kampf um den besten Platz im Lehrerzimmer. Spätestens da erfolgt die Phase der Akzeptanz. Das ist oft auch der Moment, in dem ich mich das erste Mal bereit fühle, das Schuljahr anzugehen. Und wer auf Sünden nicht verzichten möchte, hat ja immer noch die Wochenenden …

Aylin Qasim

Aylin Qasim

Aylin Qasim unterrichtet Deutsch und Geschichte an einer Münchner Realschule und berichtet regelmäßig über ihre Eindrücke und Erfahrungen aus dem Lehrerinnenalltag.

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