InklusionInklusion leben: Das Johann-Christian-Reinhart-Gymnasium zeigt, wie's geht!
Ein Tetraplegiker an einem ganz normalen Gymnasium in Oberfranken – und das soll funktionieren?
Tut es, und zwar richtig gut. Zwar kam Max auch deswegen vor acht Jahren ans Johann-Christian-Reinhart-Gymnasium Hof (JCRG) , weil unser Lift als Einziger der drei Hofer Gymnasien groß genug für ihn und seinen elektrischen Rollstuhl war, aber es hat sich schnell gezeigt, dass dies die absolut richtige Entscheidung war.
Zum Zeitpunkt der Erstellung des Blogbeitrags befand sich Max kurz vor seinen Abiturprüfungen. Trotzdem hatte er sich die Zeit genommen und unsere Fragen beantwortet (Anm. d. Red.: Max hat erfolgreich seine Abiturprüfungen bestanden).
Ich bin Max, 18 Jahre alt, ein riesiger Fan vom FC Bayern München, das muss man auch über mich wissen, aber nebenbei besuche ich auch noch das Johann-Christian-Reinhart-Gymnasium in Hof. Dort stehe ich nun kurz vor dem Abitur. Meine Schullaufbahn kann also bisher nicht so unerfolgreich gewesen sein, obwohl mir nicht jeder so eine schulische Laufbahn zugetraut hat. Manche meinten, ich müsse auf eine spezielle Behindertenschule. Doch meine geistigen Fähigkeiten waren durch meinen Unfall, bei dem mich am 1. Mai 2011 ein Auto bei einem Oldtimerrennen erfasst hat, glücklicherweise nicht eingeschränkt – nur meine körperlichen. Seit dem Unfall bin ich halsabwärts gelähmt, aber zum Fahren eines Elektro-Rollstuhls reicht‘s. Geistig bin ich dagegen topfit. Daher gibt es keinen Grund, warum ich auf keine Regelschule gehen sollte. Und dort habe ich dann versucht, meine besten Leistungen zu bringen. So habe ich es bereits bis kurz vor den höchsten möglichen Schulabschluss geschafft.
- Was hat dir über die Jahre hinweg am meisten geholfen, um den Weg am JCRG erfolgreich zu meistern?
Die tägliche Arbeit mit meiner Schulbegleiterin Verena, die es mir überhaupt erst ermöglicht, meine schulischen Leistungen zu erbringen. Ohne sie würde das ganze System nicht funktionieren. Da sie mich seit der 6. Klasse begleitet, sind wir zu einem eingespielten Team geworden, das wie eine gut geölte Maschine funktioniert. Zudem ist sie ein sehr offener, lebensfroher und kommunikativer Typ, der jeden mit seiner positiven Energie ansteckt und vor dem sich keiner verschließen kann. So bringt mir Verena meistens gute Laune, auch wenn der Tag mal nicht so meiner ist. Ohne die offene und engagierte Art meiner Lehrkräfte wäre es auch nicht möglich gewesen, meinen Alltag auf dem JCRG zu meistern. Sie nehmen Rücksicht auf mich, z. B. bei der Planung schulischer Aktivitäten. So hat mich der starke Wille von Herrn Fischer zu Beginn meiner Zeit am Gymnasium beeindruckt. Er wollte, dass ich unbedingt mit auf die Kennenlerntage in der 5. Klasse fahre, auch wenn die Unterkunft in Schwarzenbach am Wald nicht ganz barrierefrei war. Wir haben es dennoch mit einer Rampe geschafft. Meine Eltern und ich waren anfangs skeptisch. Für Herrn Fischer war es dennoch sehr wichtig, dass ich wie jeder andere auch an den Kennenlerntagen teilnehmen kann und sozial integriert bin. Das war meine erste, sehr positive Erfahrung mit den Lehrkräften vom JCRG bezüglich Inklusion. Zu guter Letzt ist auch meine eigene Einstellung und Motivation ein großer Aspekt, der mich immer wieder antreibt. Mich muss also meistens keine andere Person in den Arsch treten, das mache ich schon selbst.
- Was war für dich die schönste Erfahrung / der schönste Moment?
Eben diese Kennenlerntage waren meine erste, sehr schöne und einprägsame Erfahrung an der neuen Schule. Damals war ja für mich auch alles so neu und erschien mir im Vergleich zu meiner Grundschule so groß und unvertraut. Aber das ist jetzt nach längerer Zeit am JCRG auch Geschichte. Jetzt fühle ich mich sehr wohl, heimisch und angekommen. Ein weiteres Erlebnis, das sehr einprägsam war, war der Besuch in der 11. Klasse der KZ-Gedenkstätte in Buchenwald. So etwas ist sehr wichtig, auch wenn es für manchen nicht so leicht zu ertragen ist. Daran muss erinnert werden und es darf nie in Vergessenheit geraten. Das stellt auch einen sehr wichtigen Punkt im schulischen Bildungsauftrag dar. Vor dem Besuch der KZ-Gedenkstätte habe ich auch noch einen Spaziergang durch Weimar unternommen: die Schiller- und Goethe-Stadt. Ein weiteres Highlight war die Klassenfahrt nach Berlin in der 10. Klasse. Es war zwar schweineheiß, teilweise über 45°C, nicht einmal einen Fahrtwind gab es, es fühlte sich an wie in einem Backofen, trotzdem war es eine sehr schöne Reise mit vielen tollen, neuen Eindrücken. Solche schulischen Ausflüge bleiben im Gedächtnis und lassen mich positiv auf meine Schulzeit zurückblicken. Sie besteht also nicht nur aus kontinuierlichem Lernen, sondern auch aus schönen Erfahrungen und Momenten.
- Was bedeutet für dich der Begriff „Inklusive Gesellschaft“ konkret?
Dass jeder die Möglichkeit bekommt, sich aktiv in einen Prozess einzubringen, nicht ausgeschlossen oder benachteiligt wird und teilhaben kann.
- Welches waren die größten schulischen Herausforderungen?
Zunächst einmal möchte ich betonen, dass ich mich jeder Herausforderung stelle. Solche sind dann natürlich nicht einfach, aber zu bewältigen. Konkret sind es für mich Fächer wie Mathe, Chemie, Physik und Informatik, in denen nicht meine Stärken liegen. Auch Musik war nichts für mich, da bei mir keine musische Ader vorhanden ist. Ich war so froh, als ich viele meiner Fächer, die mir nicht so lagen, zur Oberstufe abwählen konnte. Allgemein bin ich nicht der naturwissenschaftlich-mathematische Typ, dann lieber etwas wie Geschichte, Geografie oder Sozialkunde. Zudem ist es immer in Klausuren etc. eine Herausforderung ein richtiges Zeitmanagement zu finden. Man hat viel im Kopf, viel gelernt und das muss man jetzt in der vorgegebenen Zeit zu den Aufgaben passend aufs Blatt bringen. Auch wenn ich 50% mehr Zeit als der Rest meiner Klassenkameraden zur Verfügung habe, muss ich zügig arbeiten und die Zeit im Blick behalten. In früheren Klassenstufen musste ich auch häufiger in Fachräume wechseln. Dann musste ich schnell den Aufzug in eine andere Etage nehmen und versuchen pünktlich zum nächsten Fach zu kommen, was mir nicht immer gelang. Aber grundsätzlich haben die, die den Stundenplan erstellen, schon auf mich und meine Situation Rücksicht genommen und die Stunden möglichst viel in den gleichen Raum gelegt. Natürlich gibt es für manche Fächer auch Fachräume, da ist es dann nicht möglich im selben Raum zu bleiben.
- Was wünschst du dir für die Weiterentwicklung der Inklusion im bayerischen Schulsystem?
Für die weitere Entwicklung der Inklusion an Schulen ist es wichtig, erstmal die infrastrukturellen Voraussetzungen dafür zu schaffen, wie ein genügend großer Aufzug oder allgemein Aufzüge zum Erreichen aller Klassenräume. Zudem ist bei manchen Personen möglicherweise noch ein falsches Mindset vorhanden. Sie sind also noch der Ansicht, dass Menschen mit Behinderung an gesonderte Schulen gehören und nicht an Regelschulen. Mein Eindruck ist aber, dass solche Meinungen immer weniger vorherrschen und Inklusion in diesem Punkt auf einem guten Weg ist.
- Wie geht es für dich weiter nach der Schule? Welchen beruflichen Weg möchtest du einschlagen?
Zunächst einmal möchte ich nach meinem Abitur ungefähr ein Jahr Pause einlegen, um auf neue Gedanken zu kommen und meinem Kopf eine Verschnaufpause zu gönnen. In dieser Zeit möchte ich dann einige Städte bereisen und neue Eindrücke sammeln. Ich möchte auch Spiele meiner Herzensmannschaft, dem FC Bayern München, besuchen. Oder auch Spiele meiner Heimatmannschaft, der SpVgg Bayern Hof. Aber ich will auch einen passenden Studiengang an der Universität Bayreuth für mich heraussuchen. Für mich kommen Gesellschafts- oder Kulturwissenschaften in Frage, also z. B. Politik, Geschichte, Kultur, Soziologie oder Journalismus. Hauptsächlich möchte ich nach dem Abitur aber erstmal meine neu gewonnene Frei(z/h)eit genießen.
- Wie fühlst du dich als Inklusionsschüler?
Ich fühle mich nicht als etwas Besonderes oder Anderes, sondern wie jeder andere Schüler. Na klar, mir ist bewusst, dass jemand wie ich auffällt und nicht der vermeintlichen „Norm“ entspricht. Aber was ist „normal“? Dennoch gehe ich ganz normal wie jeder andere jeden Tag zur Schule.
- Du warst in mehreren Schuljahren unter den besten Schülerinnen und Schülern deines Jahrgangs. Was treibt dich an?
Das freut mich zu hören. Da haben sich ja offensichtlich mein Ehrgeiz und mein innerer Antrieb ausgezahlt. Gute Noten sind am Ende das Resultat von gutem Lernaufwand. Zu diesem treibt mich mein unbedingter Wille, immer gute Leistungen zu erbringen, an. Schlechte Noten bilden für mich aber auch einen Antrieb besser zu werden. Denn das Gefühl nach einer schlechten Note ist nicht schön und ich möchte dies nicht noch einmal erleben. Dann lerne ich noch intensiver und präziser. Gute Noten geben mir die Bestätigung, dass sich der Lernaufwand ausgezahlt hat und ich die erwünschte Leistung erbringen konnte. Dadurch möchte ich dieses Gefühl einer guten Note immer wieder wiederholen. Das ist sozusagen wie ein positiver Teufelskreislauf.
- Du bist ein Vorbild für andere Schülerinnen und Schüler in einer ähnlichen Situation. Was möchtest du ihnen mit auf den Weg geben?
Das freut mich ebenfalls zu hören. Anderen Schülerinnen und Schülern möchte ich mitgeben, dass sie immer an sich selbst glauben müssen und niemals an sich selbst zweifeln dürfen, egal in welcher Lebenssituation. Sie sind wie jeder Mensch einzigartig und haben einen essenziellen Wert für die Gesellschaft. Jeder kann seinen Teil zu einer besseren Welt beitragen. Jeder kann alles erreichen, was er möchte. Der Wille ist stärker als irgendwelche Barrieren: Wo ein Wille, da auch ein Weg. Es gibt keine Grenzen, die Grenzen sind im Kopf.
Natürlich wollten wir auch wissen, wie die Mitschülerinnen und Mitschüler von Max die Situation erleben, und haben sie ebenfalls zu Wort kommen lassen:
Emely, Mitschülerin von Max:
- Wie lange kennst du Max schon und wie erlebst du den Schulalltag mit Max?
Ich kenne Max seit dem Kindergarten, also bereits seit mehr als 12 Jahren. Besonders im Unterricht fällt die Situation von Max nur gering auf. Unser Unterricht unterscheidet sich auch in keiner Weise von dem der anderen (bis auf die Vermeidung des Unterrichts im 2. Stock). Die einzigen wesentlichen Unterschiede sind natürlich verschiedene Maßnahmen, die zur Versorgung für Max wichtig sind, wie beispielsweise das Absaugen oder das Piepen eines Gerätes am Rollstuhl oder, dass Max seine Schreiberin Verena dabeihat. Doch auch mit Verena sind wir alle tatsächlich sehr gut befreundet.
- Hat sich seit dem Unfall von Max etwas für dich verändert?
Für mich hat sich sehr viel seit dem Unfall geändert. Da ich ihn seit dem Kindergarten kenne, war das auch ein sehr großer Schock für mich, als er dann plötzlich eingeschränkt war und wir nicht mehr so spielen konnten, wie es früher möglich war. Für mich ist Max trotz allem noch immer der gleiche Mensch, eben nur mit einem extra Accessoire (aka dem Rollstuhl ;-)), der das körperliche Erscheinungsbild etwas geändert hat.
- Wie hat der Kontakt mit Max deine Einstellung zum Umgang mit Menschen mit Behinderung beeinflusst?
Der Kontakt zu Max beeinflusst das natürlich, vor allem in der Denkweise, sodass man eher darüber nachdenkt, wie viele Menschen eigentlich durch einen tragischen Unfall körperlich eingeschränkt sind und man nicht sofort mit Humor an die Sache geht. Durch diese Freundschaft ist das Thema Menschen mit Behinderung wesentlich ernster bei uns allen geworden.
Julia, Mitschülerin von Max:
- Wie lange kennst du Max schon und wie erlebst du den Schulalltag mit Max?
Ich kenne Max seit der ersten Klasse. Ich würde sagen, dass es ein relativ normaler Schulalltag ist, man kann den Unterricht wie sonst auch führen und in Gruppenarbeiten mit ihm zusammenarbeiten wie mit allen anderen. Die Geräusche, die der Rollstuhl und die Geräte machen, sind zwar da, aber wenn man sie, so wie ich, gewöhnt ist, empfindet man sie nicht wirklich als störend.
- Hat sich seit dem Unfall von Max etwas für dich verändert?
Da ich ja seit der ersten Klasse mit ihm in der Schule bin, kenne ich es quasi nicht anders, also hat sich für mich nicht wirklich etwas verändert. Gerade als Kind in der Grundschule fällt einem die Akzeptanz und das Miteinbeziehen von Mitschülerinnen und Mitschülern mit Behinderung nicht wirklich schwer, im Gegenteil, ich hatte von Anfang an nie Probleme damit und habe ihn einfach nur als Mitschüler gesehen.
- Wie hat der Kontakt mit Max deine Einstellung zum Umgang mit Menschen mit Behinderung beeinflusst?
Meine Einstellung zum Umgang mit Menschen mit Behinderung wurde schon früh durch die gemeinsame Grundschulzeit mit Max geprägt, in der ich gelernt habe, dass man mit Menschen mit Behinderung genauso umgehen kann und sollte wie mit allen anderen auch. Diese Ansichten hatte ich durch meine Erziehung eigentlich schon vorher, der Kontakt mit Max hat sie in meinem Fall nur noch verstärkt.
Und noch jemand hat Max seit seiner Einschulung begleitet:
Christoph Eberle (Studienrat im Förderschuldienst) als Mobiler Sonderpädagogischer Dienst:
Es geschah vor 12 Jahren. Als Mobiler Sonderpädagogischer Dienst wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könne, einen Schüler zu betreuen, der zur Einschulung in die erste Klasse anstand. Als Vorinformation wurde gegeben, dass der Junge nach einem schweren Unfall im Rollstuhl sitzt, künstlich beatmet werden muss, rund um die Uhr pflegerisch versorgt wird und dass Kommunikation mit ihm nur über geschlossene Fragen möglich sei, auf die der Junge mit Mimik reagieren könne, da er nicht mehr sprechen könne. Die Familie lege Wert darauf, dass er inklusiv an seiner Grundschule beschult werden solle. Meine erste Reaktion war ausgeprägte Skepsis. Dann kam Max!
Ich hatte das Privileg, ihn während der gesamten Schulzeit begleiten zu dürfen. Schon in den Jahren des Grundschulbesuchs lösten sich viele prognostizierte Schwierigkeiten schnell auf oder ließen sich beheben. Dafür war neben den Fortschritten in der technischen Versorgung und der sich langsam entwickelnden Handbeweglichkeit und aktiven Sprache vor allem der unbändige Wille und Ehrgeiz des Schülers verantwortlich. Es entwickelte sich eine sehr soziale Klassengemeinschaft, Probleme wurden allenfalls von außen herangetragen.
Auch die beim Übertritt auf das Gymnasium von vereinzelten Eltern geäußerten Bedenken im Hinblick auf den Förderort verstummten rasch. Auch hier konnte Max alle Zweifler eines Besseren belehren, teilweise schaffte er es sogar, zum Klassenbesten zu werden. Nachdem in der 6. Klasse die Pflegekräfte von den pädagogischen Aufgaben überfordert wurden, wurde eine Schulbegleitung installiert, die seither mit großem Engagement und Kontinuität einen großen Beitrag zum schulischen Erfolg leistet. So wurde früh klar, dass der Schüler trotz aller Bedenken zielstrebig auf den höchsten schulischen Abschluss zusteuert und diesen auch erreichen wird. Es war mir eine Freude, so lange mit ihm zusammenzuarbeiten. Auch wenn meine fachliche Expertise speziell zur Abi-Vorbereitung wohl nicht in allen Fächern lückenlos und gewinnbringend war, hat er mich tapfer ertragen.
Danke, Max, und alles Gute!
Aber auch Thomas Stelzer, Schulleiter des JCRG Hof, kennt Max seit acht Jahren und hat ihn mehrfach unterrichtet, bis hin zum W-Seminar:
- Max und Sie sind in etwa gleich lange am JCRG. Haben Sie das Gefühl, dass ein Schüler wie Max eine Schule / ein Kollegium / eine Klasse verändert?
Unbedingt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Klassen, die mit Max zusammen waren, sich durch ein besonders ausgeprägtes Sozialverhalten, gegenseitige Rücksichtnahme und einen sehr respektvollen Umgang miteinander ausgezeichnet haben. Aber auch die Vorbehalte, die es verständlicherweise anfangs auch innerhalb des Kollegiums gab, haben sich bei den Lehrkräften, die in seiner Klasse unterrichteten, sehr schnell in Luft aufgelöst. Auf die gesamte Schulfamilie bezogen würde ich sagen, dass Max Schulbesuch mit Schulbegleitung und Pflegekraft innerhalb kürzester Zeit trotz der Umstände als etwas völlig Normales angesehen wurde.
- Sie haben Max in den Jahren auch selbst unterrichtet, er war sogar bei Ihnen im W-Seminar. Wie funktioniert der Unterricht mit Max?
Max bildet zusammen mit seiner Schulbegleiterin Verena und seiner Pflegekraft ein echtes Team, das hervorragend miteinander eingespielt ist. Er hat Schwierigkeiten beim Sprechen und es strengt ihn sehr an. Wenn man als Lehrkraft Probleme hat, ihn zu verstehen fungiert Verena als sein „Sprachrohr“. Ansonsten nimmt er an jeder Art von Arbeitsform teil, egal ob Partner- oder Gruppenarbeit und ist immer auch gern bereit Ergebnisse zu präsentieren.
- Was haben Sie als besonders herausfordernd empfunden? Was als besonders gewinnbringend?
Nachdem sich schnell gezeigt hatte, dass der Unterricht mit Max zwar etwas anders ist, weil eben eine Pflegerin und eine Schulbegleiterin unterstützen, aber eben nicht komplizierter, kamen Fragen auf, ob er auch an den schulischen Veranstaltungen außerhalb der Schule teilnehmen kann. Das hat natürlich nach einer genauen Vorplanung verlangt, aber hier haben die Betreuerinnen und auch die Eltern die Schule immer unterstützt, sodass er auch an Fahrten und Exkursionen teilnehmen konnte. Wir sind z. B. zusammen mit dem W-Seminar von Hof nach Bamberg gefahren, um dort an der Universitätsbibliothek das Recherchieren für die Seminararbeit zu lernen.
- Was möchten Sie anderen Gymnasien mit auf den Weg geben?
Als klar war, dass Max ans Johann-Christian-Reinhart-Gymnasium gehen würde – übrigens, weil es das einzige Gymnasium in Hof ist, in dessen Aufzug sein Rollstuhl passt – hat die Schulleitung Kontakt mit der Stadt Hof aufgenommen und die setzte noch während der Sommerferien die notwendigen baulichen Maßnahmen um, damit Max von Beginn an in einem eigenen Raum mit Wasseranschluss pflegerisch versorgt werden kann. Viele Dinge im Kleinen sind also schnell möglich, wenn man den Willen hat und sich dahinterklemmt, auch wenn ich mir wünschen würde, dass die Kommunen hier finanziell noch viel stärker vom Staat unterstützt werden würden, um die Kosten für inklusionsbedingte Baumaßnahmen nicht allein tragen zu müssen.
Man sollte also nicht immer zuerst daran denken, was eventuell schwierig werden könnte, sondern was sich realisieren lässt und welche Chancen damit verbunden sind. Und einem Schüler wie Max, trotz seiner erheblichen körperlichen Beeinträchtigungen einen normalen Schulbesuch zu ermöglichen, ist nicht nur für ihn eine tolle Sache, sondern kann eben auch eine gesamte Schulfamilie bereichern.
Susanne Resch-Weigel
Frau Resch-Weigel unterrichtet die Fächer Englisch und Französisch am Johann-Christian-Reinhart-Gymnasium Hof, wo sie auch die Funktion der Beratungslehrkraft wahrnimmt. Seit 2016 ist sie als Zentrale Beratungslehrkraft für die Gymnasien an die Staatliche Schulberatungsstelle für Oberfranken abgeordnet.
Christoph Eberle
Herr Eberle unterrichtet an der Außenstelle Hof der Klinikschule Oberfranken und ist an die Staatliche Schulberatungsstelle für Oberfranken als Ansprechpartner für Förderschulen und Inklusion abgeordnet. Im Rahmen der Tätigkeit im Mobilen Sonderpädagogischen Dienst betreute er Max von der Einschulung bis zur Abiturprüfung.