ProjektGame Design für den MINT-Unterricht

Spiele-Entwicklerin bzw. Spiele-Entwickler: Das ist ein Traumberuf für viele Schülerinnen und Schüler. Da ist die Staatliche Realschule Herrsching ganz vorne mit dabei! Über drei Schuljahre hinweg lief hier eine Kooperation mit der Hochschule Neu-Ulm und dem Herrschinger Spieleentwicklungsunternehmen Explore Studios, bei dem die Schülerinnen und Schüler in verschiedene Bereiche der Branche hineinschnuppern konnten. Das Projekt erhielt mehrere Preise und wurde häufig in der lokalen Presse und sogar im Radio vorgestellt.

Wir erhielten den MINT21-Digital-Preis 2023 für unser Gesamtprojekt. Die feierliche Preisverleihung fand im Januar 2024 im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München statt. Staatsministerin Anna Stolz gratulierte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihre „beeindruckenden Projekte, mit denen sie Zukunftswissen in die Praxis umsetzen“, und überreichte ihnen die Trophäe. Stolz nahmen die Schüler Johannes Weiß, Joschua Scholz, Felix Krause und Lorenz Bust, unterstützt von der stellvertretenden Schulleiterin und Mint-Koordinatorin für Oberbayern-West, Ursula Meisinger-Schmidt, der Biologie- und Chemielehrkraft Christina Böhm, Sebastian De Andrade von der Hochschule Neu-Ulm den Mint-Preis entgegen.

Workshop - Spiele selbst Erstellen und Programmieren

Ein Höhepunkt der Zusammenarbeit war der Workshop an der HNU. 25 Nachwuchstalente aus allen Jahrgangsstufen der Klassen 7 bis 10 haben die Chance ergriffen und am Workshop Game Design teilgenommen. Ziel war es, die Kreativität sowie den Spaß am Spielen zu fördern und die Schülerinnen und Schüler für Informatik zu begeistern. An fünf Workshoptagen im Januar und Februar 2023 konnten unsere Schülerinnen und Schüler kreativ werden und lernen, wie man Spiele entwickelt und auch programmiert.
Dies war nur möglich durch die tatkräftige Unterstützung der Dozenten der Hochschule Neu-Ulm (HNU), Prof. Michael Hebel, Prof. Guido Kühn und Sebastian De Andrade. Sie leiteten unser begeistertes Team erfolgreich an.

Die ersten beiden Tage fanden online statt und die Dozenten wurden ins Klassenzimmer zugeschaltet. Die letzten drei Tage konnten wir live in der HNU Neu-Ulm wahrnehmen.

Am 1. Workshoptag wurden in sechs Kleingruppen verschiedene Prototypen für eigene Brettspiele entwickelt und vorgestellt. Eine kleine Auswahl findet ihr unten.

Der 2. Workshoptag war deutlich techniklastiger. Hier lernten die Schülerinnen und Schüler die Grundlagen im Umgang mit dem Programm Godot – ein Entwicklertool für Computerspiele. Es wurden bereits erste Funktionen programmiert, sodass sich die entworfenen Grafiken bewegen können.

 

Dann war es soweit: Vom 13.02.23 bis 15.02.23 ging es direkt an die HNU nach Neu Ulm. Bereits früh am Montagmorgen trafen wir uns am Bahnhof in Herrsching, um mit dem Zug nach Neu Ulm zu fahren.

Dort startete sofort nach Ankunft der nächste Workshop: Die Godot-Grundlagen wurden wiederholt und vertieft. In Zweiergruppen haben alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den folgenden drei Tagen fleißig Pixelart-Grafiken erstellt und Spielmechanismen programmiert. Das Ergebnis sind 10 funktionsfähige kleine Computerspiele. Die zufriedenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellten ihre Spiele begeistert vor. Teilweise werden die Spiele – wieder zu Hause in Herrsching angekommen – auch noch verbessert und erweitert. Die Schülerinnen und Schüler sowie die Eltern waren begeistert, dass jetzt auch mal die „Nerd-Fraktion“ die Chance bekommt, die Schule nach außen hin mit großem Spaß und Erfolg zu repräsentieren.

The Kaiyo Mission

Schülerin beim Beta-Testing des Computerspiels
© Realschule Herrsching

Durch die Presse zum Game Design-Workshop in Neu-Ulm erhielt die Staaltiche Realschule Herrsching einen weiteren Kooperationspartner und wurde auf ganz besonderer Mission geschickt: Mit Tauchern und U-Booten Punkte sammeln und sich durch verschiedene Level spielen. Ein paar ausgewählte Schülerinnen und Schüler hatten die Chance am Beta-Testing des Computerspiels „The Kaiyo Mission“ teilzunehmen, das 2023 veröffentlicht wurde. Ein Teil des Entwickler-Teams von eXplore-Studios, Virginie und Mario kamen extra vorbei, um mit ein paar Freiwilligen das Spiel zu testen, zu bewerten und Feedback einzuholen. Die Schülerinnen und Schüler kamen dieser Aufgabe mit Begeisterung nach. Max erwies sich sogar als absolutes Ausnahmetalent im Spiel und legte ein beeindruckendes Tempo vor. Beide Seiten hatten großen Spaß. Vielleicht macht der ein oder andere auch noch ein Praktikum als Game Designer. Dieses Schuljahr werden drei unserer Schüler dort ein Praktikum absolvieren.

Neuen Stoff mit Spielen lernen! Geht das?!

Bild: Schülerinnen und Schüler beim Lernspiele testen
© Realschule Herrsching

Spiele machen Spaß! Kann Schule nicht auch wie Spielen sein? Manche Schülerinnen und Schüler würden gerne den normalen Unterricht durch Spiele ersetzen. Doch geht das so einfach? Was muss ein gutes Lernspiel können und wie entsteht es. Einige unserer Klassen nahmen am Gamification-Projekt mit den Studierenden der Hochschule Neu-Ulm teil. Hierbei unterstützen uns die Studierenden der HNU tatkräftig und entwickeln in Zusammenarbeit mit Lehrkräften verschiedene Lernspiele. Die Aufgabe unserer Schülerinnen und Schüler ist es, diese digitalen Spiele zu testen und Feedback zu geben.

In den letzten drei Semestern haben die Studierenden mit ihren Professoren und Frau Böhm eine Vielzahl an Spielen entwickelt: Anfangs arbeiteten vier Studentengruppen an unterschiedlichen Spielen. Im Sommersemester 2022 hatten wir somit acht Protopypen für digitale Spiele: Das vielversprechendste Spiel war „Unisex“, bei dem das Alien Aster die Sexualität der Menschen erforscht. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich mit diesem Spiel ohne Scham und spielerisch über die Entwicklung der Sexualität, Verhütung und sexuelle Diversität informieren. Die Studierenden, die dieses Spiel entwickelten repräsentierten selbst ein breites Spektrum sexueller Orientierungen und Identitäten und arbeiteten deshalb mit großem Engagement für dieses Projekt. Andere Spiele zu den Mechanismen der Evolution, dem Aufbau des menschlichen Körpers oder Fossilien gab es auch. Ihr findet in der Bildergalerie ein paar Eindrücke dazu.

Ab dem Wintersemester 2022/2023 konzentrierten wir uns auf je ein einziges Spiel. Wir versuchten es so genau wie möglich auf den Unterricht zuzuschneiden. Das Ziel: Auch beim Lernen Zuhause den Schülerinnen und Schülern das Mikroskopieren beizubringen und zu überprüfen, wenn gerade leider kein echtes Mikroskop zur Hand ist. Die Schülerinnen und Schüler sollen durch Puzzle die Bestandteile eines Mikroskops benennen und  lernen durch Minispiele mikroskopische Proben zu sammeln. Zum Beispiel muss man aus dem Mund eines schlafenden Gärtners eine Schleimhautprobe entnehmen, eine Zwiebel ausgraben oder die Wasserpest aus dem Teich angeln. Anschließend müssen die Schülerinnen und Schüler die richtigen Schritte beim Erstellen des Präparats durchführen und auch das Präparat im digitalen Mikroskop scharf stellen. Zum Schluss gibt es einen Prüfungsmodus, in dem das Wissen getestet werden kann und die 5. Klässlerinnen und -klässler ihren Mikroskopier-Führerschein erhalten.

Nexus

Im Sommersemester 2023 war das Fach Chemie an der Reihe: Das war die Geburtsstunde unseres Aushängeschilds der Lernspiele, die wir entwickelt haben. Das Thema Redoxgleichungen mit Elektronenübergängen spielerisch zu üben, war das große Ziel. Die Studierenden entwickelten ein Brettspiel mit Karten mit hohem Gamecharakter, bei dem sich die Schülerinnen und Schüler teilweise sogar richtig „gebattelt“ haben. Eine von den Studierenden gedrehte Videoanleitung sollte den Schülerinnen und Schülern die Regeln schnell nahebringen. Bei Nexus müssen die passenden Ionen-Karten aneinandergelegt werden. Die aufgedruckten Ladungen machen es den Schülerinnen und Schülern leicht, sich die richtige Lösung herzuleiten. Eine Selbstüberprüfung erfolgt über die Lösung auf der Rückseite des Auftragsboards. Das Spiel ist sehr komplex, aber sobald die Regeln klar waren, machte es der Klasse viel Spaß. Zum Spiel gibt es eine digitale Variante für zu Hause, mit dem man sich sogar einen Bonus für das analoge Brettspiel erarbeiten kann. Man kann das Spiel auch verwenden, um das Aufstellen von Formelgleichungen zu üben. Kurz vor den Sommerferien kamen die Studierenden zu uns an die Schule, um das Spiel persönlich mit den Kids zu testen.

Noch war keines der Spiele voll ausgereift, aber die Prototypen wurden immer besser. Die digitalen Varianten hatten auch gegen Ende immer weniger Bugs und liefen unterschiedlich gut. Perfekt war keines, aber die Ideen waren da. An den erfolgreichsten Projekten wie „Unisex“ und „Nexus“ bleibt die HNU dran. Wir hoffen, dass es noch weitere Versionen gibt. Nexus ist das bisher am besten laufende Spiel. Die Studierenden haben dafür sogar studiengangintern den Preis der Hochschule für das beste Spiel im Semester erhalten, sowie den Deutschen Multimediapreis mb21.

Vielleicht schaffen wir es sogar einmal mit einem der Spiele zu einem Schulbuch oder Spieleverlag. Wir lassen uns überraschen, was die Zukunft bringt! Ein großes Ziel der HNU ist es auch, weiterhin mit den Schülerinnen und Schülern der RSH und anderen Schulen den Erfolg und die Bedingungen solcher Lernspiele zu testen, die Anforderungen bestmöglich umzusetzen und abwechslungsreiche, spielerische Varianten zu entwickeln. Der Bereich der Serious Games für den Unterricht soll weiter ausgebaut werden. Hierzu werden auch Vorträge auf der Gamescom gehalten.

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