SchülerzeitungswettbewerbMit viel „Liebe“ zum Erfolg
Für ihr Heft zum Thema „Liebe“ errang die Schülerzeitungsredaktion des Camerjäger am Camerloher-Gymnasium Freising im Schuljahr 2020/21 sowohl den ersten Platz im bayerischen Blattmacher-Wettbewerb in der Sparte Gymnasien als auch den ersten Platz bei den Gymnasien im Schülerzeitungswettbewerb der Länder.
Hier berichten euch einige der Camerjäger-Redakteurinnen und -Redakteure in einem Exklusivinterview von ihrer Arbeit und geben Tipps für eine preisgekrönte Schülerzeitung.
Warum seid ihr bei der Schülerzeitung?
Hannah I.: Weil es einfach Spaß macht, zu schreiben und zu zeichnen.
Hannah G.: Ich finde es interessant, dass ich Dinge entdecken und dann darüber schreiben kann und dass ich dabei eine eigene Sicht auf das Thema entwickle. Sehr cool ist auch, dass wir oft interessante Menschen kennenlernen. Wir waren zum Beispiel für eine Reportage im Kloster. Ohne den Camerjäger wäre ich da nie hingekommen.
Nepomuk: Ich schreibe und layoute gerne und möchte später mal Zeitungsredakteur werden. Es ist cool, wenn man einen Text anfängt, Schwierigkeiten überwindet und irgendwann ein Ergebnis hat, das für andere interessant ist.
Helene: Ich schreibe gern und es gefällt mir, dass ich als Reporterin hinter die Kulissen schauen kann. Für das neue Heft war ich im Tierheim und würde überall herumgeführt. Diesen Einblick hätte ich ohne die Schülerzeitung nicht bekommen.
Anna: Mir macht es Spaß, Neues auszuprobieren. Für den Camerjäger tue ich Dinge, die ich allein nie gemacht hätte, zum Beispiel mich eine Woche vegan zu ernähren.
Constanze: Ich bin ja schon seit der sechsten Klasse dabei und meine wichtigsten Hobbys haben sich über die Schülerzeitung entwickelt: Das Fotografieren, das Schreiben. Es gefällt mir, dass ich anderen Leuten mitteilen kann, was mich bewegt, sie über etwas Wichtiges informieren oder auf ein Thema aufmerksam machen kann. Als Schülerzeitungsredakteurin erlebt man außerdem Dinge, die man sonst nicht erlebt. Und am tollsten überhaupt ist es, so ein fertiges Heft mit mehr als 100 Seiten in der Hand zu halten.
Wie läuft die Arbeit an einem Heft ab?
Hannah I.: Am Anfang des Schuljahres treffen sich alle Redaktionsmitglieder, um gemeinsam ein Rahmenthema für das Heft festzulegen. Viele kommen schon mit einer Idee, dann gibt es ein großes Brainstorming und wir diskutieren viel. Oft haben wir mehr als ein Thema zur Auswahl, deswegen wird am Ende demokratisch abgestimmt, natürlich mit Blick darauf, wie viel und vor allem wie abwechslungsreich wir zu diesem Thema schreiben können.
Constanze: Wir treffen uns regelmäßig, um Interviews zu führen, Fotos zu machen, den aktuellen Stand zu begutachten, Probleme bei der Recherche oder beim Schreiben zu lösen, die Bildauswahl oder die Gestaltung des Titelbilds zu besprechen. Wir arbeiten auch viel mit eigenen Illustrationen – zum Glück gibt es an unserem musischen Gymnasium viele künstlerische Talente. Wenn nicht gerade Corona-Pandemie ist, sind wir alle zusammen oder in kleineren Gruppen für Reportagen unterwegs. Und sobald die ersten Artikel fertig sind, machen wir uns ans Layouten am Schülerzeitungscomputer mit dem Programm InDesign. Das ist nochmal ein gewaltiger Brocken Arbeit, ebenso wie das Korrekturlesen am Schluss.
Würdet ihr sagen, dass ihr bei der Schülerzeitungsarbeit etwas gelernt habt?
Constanze: Auf alle Fälle! Ich habe schon als Sechstklässlerin gelernt, mit einer Spiegelreflexkamera umzugehen und mit InDesign zu arbeiten, also mit einem professionellen Layoutprogramm.
Nepomuk: Außerdem lernen wir, wie man Interviews führt und Reportagen schreibt. Man muss gute Fragen stellen, um gute Antworten zu bekommen, muss sich vorab über den Gesprächspartner und sein Thema informieren...
Hannah I.: Und für eine Reportage muss man Details und Stimmungen wahrnehmen, auf andere Menschen eingehen und spüren, wie es ihnen geht.
Constanze: Mich hat es sehr beeindruckt, als wir für ein früheres Heft einmal alle zusammen beim FC Bayern waren und einen Nachwuchsspieler interviewt haben. Damals fiel uns das mit der Reportage noch schwer. Heute traue ich mich auch, allein loszuziehen.
Was bedeutete die Arbeit am Camerjäger für euch während der Schulschließungen in der Corona-Pandemie?
Hannah G.: Es war gar nicht so leicht, alles auf die Reihe zu bekommen, weil ich den ganzen Unterricht per Videokonferenz sehr anstrengend fand, und dann auch noch die Schülerzeitung online... aber ich bin stolz, dass wir es trotzdem hingekriegt haben, wie immer unser Heft zu machen.
Constanze: Eigentlich haben wir ja immer viele Reportagen im Blatt, das ging in der Lockdown-Zeit nicht und danach mussten wir strenge Regeln beachten. Es ist etwas anderes, ob man jemanden nur am Bildschirm interviewt oder wirklich trifft. Und das Layouten war viel schwieriger, weil wir zum Beispiel mit den Kleinen aus der Unterstufe nicht einfach am Tisch sitzen und ihnen etwas zeigen konnten.
Nepomuk: Ich war froh, dass ich daheim für die Schülerzeitung schreiben und layouten konnte und dass wir per Video miteinander Kontakt hatten und etwas zusammen gemacht haben. Die Arbeit an der aktuellen Ausgabe war ein kleiner Hoffnungsschimmer in der traurigen Pandemie-Zeit, dass auch wieder etwas Neues, Positives entstehen kann.
Hannah I.: Der Schülerzeitungs-Kurs war ja zeitweise der einzige Wahlkurs, der überhaupt noch stattfand. Das erzeugte so ein Gefühl der Normalität: Beim Camerjäger geht es weiter, als ob es kein Corona gäbe. In der Redaktionssitzung hatte man das Gefühl, dass da in der Welt noch etwas ist, was klappt.
Und wie war es, nun gleich zwei so wichtige Preise zu bekommen – also beim Blattmacher-Wettbewerb in Bayern und beim Schülerzeitungswettbewerb der Länder auf Platz eins zu landen?
Constanze: Als die Nachricht kam, dass der Camerjäger zur besten Schülerzeitung eines Gymnasiums in Deutschland gekürt wurde, war ich gerade mit meiner Mama im Auto unterwegs. Das war eine echte Überraschung und ein ganz besonderer Moment. Ich habe mich sooooo gefreut. Natürlich machen wir die Schülerzeitung nicht wegen der Preise, aber sie sind schon eine zusätzliche Motivation.
Hannah I.: Klar ist es toll, einen Preis verliehen zu bekommen, und ich bin auch stolz auf unsere Arbeit. Ich persönlich sehe Preise als schöne Bestätigung, als Feedback und als Aufforderung, weiterzumachen, noch besser zu werden.
Welche Tipps würdet ihr anderen Schülerzeitungs-Redaktionen geben?
Constanze: Brennt für eure Themen! Was euch interessiert, wird auch andere interessieren. Und sucht euch Betreuungslehrkräfte, die genauso viel Spaß an der Sache haben wie ihr, und außerdem Nerven wie Drahtseile. Denn ohne kompetente Unterstützung beim Schreiben und Layouten geht es unserer Erfahrung nach nicht.
Nepomuk: Die Texte müssen gut geschrieben sein und das Layout klar und kreativ, sonst hat man keine Lust, so ein Heft in die Hand zu nehmen.
Hannah I.: Es sollte eine eigene Handschrift erkennbar sein, so ein gewisser Style in den Texten und im Layout, auch ein roter Faden, der sich durchzieht.
Constanze: Man muss einfach viel Liebe in so ein Heft stecken. Dann klappt es sogar mit Preisen, ohne dass man sich darüber viele Gedanken macht.
Veronika Eckl
Veronika Eckl betreut seit 2011 die Jung-Redakteurinnen und -Redakteure am Camerloher Gymnasium Freising. Ihr Tipp für andere Schülerzeitungs-Lehrkräfte: „Die Sache mit Gelassenheit und Humor angehen, aber gleichzeitig den Schülerinnen und Schülern ernsthaft journalistisches Handwerkszeug beibringen und Qualität einfordern. Denn nur wenn die stimmt, sind langfristig alle mit Begeisterung dabei.“
Judith Reichardt
Judith Reichardt, Lehrerin für Kunst, ist verantwortlich für das Layout und empfiehlt: „Es ist wichtig, die Eigeninitiative der Schülerinnen und Schüler zu stärken und sie dazu zu bringen, ihr Wissen und Können in der Gruppe weiterzugeben. Auch Sechst- und Siebtklässler schaffen es, ihre Artikel selbst zu layouten, wenn sie ausreichend Unterstützung bekommen.“