Zukunft prägen – Lehrer werden!Lehrkraft an der Förderschule – mehr als nur Unterricht!

Ihr wollt Lehrkraft werden, seid vielleicht gerade auf der Suche nach der für euch geeigneten Schulart und habt noch keine Vorstellung davon, was eigentlich eine Förderschule ausmacht?Dann solltet ihr unbedingt weiterlesen!

Wenn wir gefragt werden, was wir beruflich machen und wir antworten, dass wir Lehrerinnen an einem Förderzentrum sind, kommt sehr häufig immer wieder die gleiche Reaktion: Mit einer Mischung aus Respekt und sichtbarer Verlegenheit hören wir Sätze wie „Wow, das könnte ich nicht“ oder „Uh, das ist aber bestimmt anstrengend“.

Ja, der Beruf ist immer wieder herausfordernd, wie jeder andere Beruf auch, und es wird bestimmt nicht langweilig. Aber wer sich dafür entscheidet, hat jeden Tag aufs Neue die Chance ...

Vorab haben wir eine kurze Übersicht für euch erstellt. Hier findet ihr alle allgemeinen Informationen zum Thema Lehrkraft an Förderschulen wie Studienorte, Arbeitsfelder, Förderschwerpunkte sowie Besonderheiten in der Arbeitspraxis auf einen Blick:

Die Übersicht findet ihr auch am Ende des Beitrag als PDF zum Download inklusive Links zu passenden Webseiten mit weiterführenden Informationen. 

Aber was genau ist denn nun eine Förderschule?

Eine Förderschule ist zuerst einmal eine Schule, wie jede andere auch. Mit Lehrern und Lehrerinnen, mit Schülern und Schülerinnen, welche die unterschiedlichsten Vorerfahrungen mitbringen, mit Zeugnissen, Lehr- und Stundenplänen, Ausflügen und einem aktiven Schulleben.

Aber wenn man genauer hinsieht, kann man doch Unterschiede zu den anderen Schularten entdecken. Schülerinnen und Schüler an den Förderschulen werden zum Beispiel nach individuellen Förderplänen kompetenzorientiert unterrichtet. Dazu macht sich die Lehrkraft ein genaues Bild über die individuellen Voraussetzungen sowie die möglichen (Lern-/Entwicklungs-)Ziele eines jeden Kindes und stimmt darauf den Unterricht ab. Diese Förderplanung wird regelmäßig überprüft und angepasst.

An der Förderschule gilt auch häufig das Klassenlehrprinzip, d. h. du begleitest als Lehrkraft die Kinder und Jugendlichen als wichtige Bezugsperson, manchmal auch über einen längeren Zeitabschnitt, und unterrichtest sie in mehreren Fächern. Darüber hinaus ist die Klassenstärke am Förderzentrum mit von im Schnitt zehn bis fünfzehn Schülerinnen und Schüler meist deutlich kleiner als an den Regelschulen, sodass ein sehr intensives Arbeiten in einem oft familiären Arbeitsumfeld möglich wird.

Welche Schülerinnen und Schüler besuchen eigentlich eine Förderschule?

Kinder und Jugendliche, die eine Förderschule besuchen, haben einen individuellen sonderpädagogischen Förderbedarf, der diagnostisch von uns Sonderpädagoginnen und –pädagogen festgestellt wurde. Dieser Förderbedarf kann in einem oder mehreren Förderschwerpunkten liegen. In der folgenden Liste könnt ihr euch die einzelnen Förderschwerpunkte inklusive der jeweiligen Förderbedarfe durchlesen.

Lernen

- Motorik und Wahrnehmung
- Denken und Lernstrategie
- Kommunikation und Sprache
- Emotionen und soziales Handeln

Sprache

- Artikulation und Grammatik
- Wortschatz
- Wortfindung und Sprachverständnis
- Auditive Wahrnehmung
- Kommunikation
- Redefluss
- Stimme
- Schriftsprache 

Emotionale-soziale Entwicklung

- Verhaltenssteuerung
- Aufmerksamkeitssteuerung
- Ängste
- Bindungssicherheit
- Selbstwertgefühl und Misserfolgserwartungen
- Sozialverhalten in der Gruppe 
- Lern- und Leistungsmotivation

Hören

- Lautsprachenentwicklung und Sprechen
- Sprachaufbau und Sprachausbau 
- Gebärdenerwerb und -einsatz
- Kommunikation
- Höererziehung
- Absehen

Geistige Entwicklung

- Wahrnehmung
- Gedächtnis und Aufmerksamkeit
- Denken und Lernstrategien
- Selbstversorgung
- Kommunikation und soziale Beziehungen
- Bewegung und Mobilität
- Emotionen und soziales Handeln 

Sehen

- taktile Wahrnehmung
- motorische Entwicklung
- ästhetische Erziehung
- Schrift und Mediennutzung
- soziale Handlungsfähigkeit
- Orientierung und Mobilität
- lebenspraktische Fertigkeiten 

Körperlich-motorische Entwicklung

- Körpermotorik
- Wahrnehmung
- Sprache und Sprechen
- Lernen 

Welche Arbeitsfelder ergeben sich für uns Lehrkräfte an Förderschulen?

Wenn bei einem Kind oder Jugendlichen ein sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt wurde bzw. wir diesen diagnostiziert haben, besprechen wir gemeinsam mit den Eltern den besten Förderort für ihr Kind.  Da Inklusion von Kindern mit Förderbedarf die Aufgabe aller Schulen ist, können diese Kinder neben der geeigneten Förderschule immer auch an einer wohnortnahen Regelschule beschult werden – natürlich mit Unterstützung von uns im Rahmen des MSD (Mobiler Sonderpädagogischer Dienst). Dieser begleitet gemeinsam mit allen Erziehungsverantwortlichen das Lernen und Leben der Kinder und Jugendlichen mit ihren persönlichen Möglichkeiten, koordiniert, berät Lehrkräfte, diagnostiziert und fördert.

Neben der Regelschule stellen auch noch weitere Einrichtungen Arbeitsorte für uns Lehrkräfte dar:

Kurz gesagt: Wir betreuen vom Kindergartenkind bis zum jungen Erwachsenen alle Menschen mit sonderpädagogischem Förderbedarf in vielerlei pädagogischen Einrichtungen und stehen Eltern und Pädagogen stets mit kompetentem Fachwissen zur Seite.

So gehört es für uns selbstverständlich dazu, interdisziplinär und im Team zu arbeiten. Die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen der eigenen und anderer Schulen, Sozialpädagoginnen und -pädagogen, Ärztinnen und Ärzten, Therapeutinnen und Therapeuten, Frühförderstellen, Berufsberaterinnen und -beratern und nicht zuletzt besonders mit den Eltern der Kinder macht unsere Arbeit spannend und abwechslungsreich.

Ihr habt nun gelesen, dass es viele Gründe dafür gibt, sich für das Lehramt an Förderschulen zu entscheiden – studieren könnt ihr das übrigens in München, Würzburg oder Regensburg.

Noch schöner ist es natürlich, wenn man „richtige, echte“ Lehrkräfte kennt, die etwas über ihre Gründe der Berufswahl und das Besondere an ihrer Arbeit am Förderzentrum berichten können. Schaut mal rein!

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24-07-09 - Lehramt Förderschule

Also, worauf wartet ihr?

Wenn ihr noch Fragen habt oder wenn ihr euch mal persönlich vor Ort ein Bild machen möchtet, ruft einfach bei uns im Beratungsnetzwerk an, wir sind gerne für euch und eure Fragen da.

Verena Weber

Verena Weber

Verena Weber ist Sprachheilpädagogin M.A. und Studienrätin im Förderschuldienst. Sie arbeitet an einem Sonderpädagogischen Förderzentrum sowie an einer Mittelschule mit dem Schulprofil Inklusion in Niederbayern. Sie hat bereits in allen Grundschul- und Mittelschulstufen des Förderzentrums unterrichtet sowie Kinder und Jugendliche vom Kindergarten bis zur Abschlussklasse im Rahmen der Mobilen Sonderpädagogischen Hilfe und des Mobilen Sonderpädagogischen Dienstes betreut. Aktuell arbeitet sie zudem im Beratungsnetzwerk Lehrerberuf in Bayern sowie begeistert junge Erwachsene als VOR ORT-Botschafterin für den Lehrerberuf.

Carolin Neumann

Carolin Neumann

Carolin Neumann ist Studienrätin im Förderschuldienst und arbeitet an einem Förderzentrum geistige Entwicklung in Oberfranken. Hier hat sie bereits alle Klassenstufen von den schulvorbereitenden Einrichtungen, über die Grundschul-/ Mittelschul- und Berufsschulstufe unterrichtet. Ebenso hat sie an einer regulären Grundschule sowie einer Mittelschule eine Partnerklasse nach dem „Coburger Modell“ gemeinsam mit einer Regelschulkollegin geführt. Aktuell ist sie neben ihrer Tätigkeit im Beratungsnetzwerk im mobilen sonderpädagogischen Dienst beschäftigt und begleitet Schülerinnen und Schüler im Rahmen der inklusiven Beschulung.

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