SchülerzeitungsarbeitHow to interview
Der „LuisenEcho“ des Städtischen Luisengymnasiums hat mit Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo ein Interview geführt und über wichtige Themen aus der Schulwelt und seine Vorstellung von Schule in der Zukunft gesprochen. In Vorbereitung auf das Interview gab es einige Schritte zu beachten, die zum Gelingen des Gesprächs beigetragen haben, die euch die Redaktion hier in zehn Tipps zusammengefasst hat:
- 1 Interessante Themen finden Bevor man überhaupt einen Interviewpartner sucht oder gar ein Gespräch führen kann, muss man sich erstmal Gedanken machen, was die Redaktion und die Kunden lesen wollen. Macht ein Brainstorming im Redaktionskreis oder über geeignete Apps eine Online-Umfrage zu den Themen, die euch wirklich brennend interessieren. Wir wollten unbedingt wissen, wie es mit der Schule während der Pandemie weitergeht und erfahren, wie sich bestimmte Regeln mit dem Schulalltag in Einklang bringen lassen.
- 2 Wege zu den Informationen suchen Danach haben wir uns überlegt, wie wir an Antworten auf unsere Fragen gelangen könnten. Wichtig war uns dabei, dass diese aus erster Hand, also nicht über das Internet, kommen. Vor allem wollten wir auch einige Dinge kritisch hinterfragen. Da wir vor allem den Bereich Schule in Bayern beleuchten wollten, schien es uns sinnvoll, dass wir jemanden fragen, der Entscheidungen im Bildungssektor in Bayern treffen kann bzw. muss. Als Hausaufgabe sollten die Redaktionsmitglieder nach möglichen Gesprächspartnerinnen und -partnern suchen.
- 3 Textsorte festlegen Währen die Suche nach einem Gesprächspartner läuft, haben wir uns als Redaktion auf eine Textsorte verständigt: Will man über das Thema einen nüchternen Bericht oder eine spannende Reportage schreiben? Oder soll es ein kritischer Kommentar werden? Wir haben uns auf ein Wortlautinterview geeinigt, möchten aber einzelne Zitate aus dem Interview später auch für einen Kommentar nutzen. Dieser Schritt könnte übrigens auch später oder früher erfolgen.
- 4 Termin vereinbaren Wenn man eine Gesprächspartnerin/einen Gesprächspartner gefunden hat, ist ein verbindlicher Termin wichtig. Wir hatten das große Glück, dass wir über unseren Betreuungslehrer, Herrn Biallowons, Kontakt zum Kultusministerium herstellen konnten. Nützlich war dabei unser gutes Abschneiden beim Schülerzeitungswettbewerb „Blattmacher“ der Süddeutschen Zeitung sowie die Ehrung durch das Kultusministerium eine gute Visitenkarte – also Mitmachen lohnt sich. Somit sicherte uns das Büro von Kultusminister Piazolo einen Interviewtermin zu. Wir haben uns sehr gefreut.
- 5 Hintergrundrecherche Wissen ist Macht. Gemäß dieser Weisheit kommt jetzt ein ganz wichtiger Part: die Hintergrundrecherche. Man muss seine Gesprächspartnerin/seinen Gesprächspartner kennen. Natürlich nicht persönlich und bitte nicht stalken, aber man kann im Internet reichlich Informationen zum Lebenslauf oder zu getätigten Aussagen der Person finden. Wir haben uns einfach alle wichtigen Dinge aus dem Internet in ein Worddokument kopiert und damit den nächsten Schritt eingeleitet.
- 6 Konkrete Fragen formulieren und mögliche Antworten antizipieren Nachdem wir uns über Herrn Prof. Dr. Piazolo schlau gemacht hatten, ging es an das Ausformulieren von konkreten Fragen. Wir möchten hier zwei Tipps geben: schreibt nicht zu viele, aber auch nicht zu wenige Fragen auf. Es gibt nichts Schlimmeres als Stille bei einem Interview. Eine gute Zahl ist 10. Zehn gut gestellte Fragen können viele Informationen zu Tage fördern. Achtet dabei aber darauf, dass ihr keine geschlossenen Fragen stellt, die mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können, denn dann seid ihr schnell fertig. Auch empfehlen wir zum Einstieg weniger kritische Dinge anzusprechen und vielleicht etwas zum Lebenslauf sagen zu lassen. Der zweite Tipp betrifft die möglichen Antworten: Überlegt euch, was euer Gegenüber sagen könnte. Dann könnt ihr später besser reagieren oder seid insgesamt weniger überrascht.
- 7 Auf den Termin vorbereiten und das Interview führen Nun ist es endlich so weit: Wir treffen den Kultusminister. Um uns mit so einem Profi im Medienbereich möglichst gut schlagen zu können, gehen wir alle Fragen nochmal durch. Wir ziehen uns ordentlich an – das hängt oft vom Rahmen des Gesprächs ab. Manchmal ist ein Sakko nicht nötig, sondern eher hinderlich. Es geht ja um eine gute Atmosphäre, also passt man sich etwas an. Es macht einen Unterschied in der Kleiderfrage, ob ihr zum Beispiel mit einem hochrangigen Politiker sprecht oder mit jemandem aus dem Bereich des Sports. Noch ein Tipp: Nehmt ein Aufnahmegerät und eine eigene Kamera mit. Ihr wollt und könnt nicht mitschreiben, außerdem sind eigene Fotos immer die sichere Variante.
- 8 Interview schreiben Nach dem Interview mit Herrn Piazolo, das 30 Minuten dauerte, haben wir uns erstmal den Wortlaut angehört und dann wortgetreu abgetippt. Damit ist ein Interview aber noch lange nicht fertig. Jetzt heißt es Fragen sortieren, unwichtige Antworten rausstreichen, die eigenen Fragen anpassen. Insgesamt soll der Text als ein Gespräch verstanden werden. Gerne könnt ihr auch mal anstatt einer Frage ein Statement setzen, auf das der Interviewpartner reagieren muss. Das schafft Abwechslung und liest sich besser. Gebt den Text dann am besten nach einem internen Lektorat an eure Betreuungslehrer, damit alle Fehler im Bereich Rechtschreibung und Grammatik verbessert werden können. Vielleicht hat sie oder er auch noch ein paar Tipps zu eleganteren Formulierungen.
- 9 Interview autorisieren lassen Wenn alles fertig und korrigiert ist, kann es sein, dass das Interview vor der Veröffentlichung nochmals von der befragten Person gelesen und autorisiert werden muss. Das kommt auf die Vereinbarung an. Gerade bei sehr brisanten und schwierigen Themen macht das in jedem Fall Sinn. Sollte nichts beanstandet werden, habt ihr sehr gute Arbeit geleistet.
- 10 Veröffentlichung Ihr habt es geschafft! Endlich könnt ihr das Interview veröffentlichen und die Früchte eurer Arbeit ernten. Achtet hier darauf, dass das Interview sehr zeitnah zum Gesprächstermin publiziert wird. Dann kann das Gegenüber nicht sagen, dass es die Sache jetzt ganz anders sieht. Das wäre nämlich unglaubwürdig. Außerdem ist gerade bei aktuellen News eine schnelle Veröffentlichung entscheidend: das unterscheidet euch dann von anderen Zeitungen.
Wir hoffen, dass ihr mit unserem Interview-Guide einen guten Fahrplan für eure Interviews habt und wünschen euch im Namen des gesamten „LuisenEcho“ weiterhin viel Spaß und Erfolg bei eurer journalistischen Arbeit.
Und wenn ihr gespannt seid, wie das Endergebnis unseres Gesprächs mit Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo geworden ist, lest doch bitte selbst hier nach.
Liebe Grüße aus München