Digitaler WandelEnter „Sandmann“ – Theater hautnah erleben!
Wer es nicht besser wüsste, könnte meinen, im Musiksaal des Gymnasiums Friedberg seien Aliens gelandet. 60 Wesen mit seltsamen, riesigen Brillen sitzen auf ihren Stühlen und warten gespannt, was da wohl gleich kommen mag. In den darauffolgenden 35 Minuten herrscht absolute Stille, denn die „Aliens“ sind in Wirklichkeit Schülerinnen und Schüler der Q12 des Gymnasiums Friedberg und gedanklich nicht mehr im 21. Jahrhundert, sondern auf einer Zeitreise ins 19. Jahrhundert, mitten hinein in eines der bekanntesten Stücke von E.T.A. Hoffmann, den „Sandmann“.
Die Schülerinnen und Schüler sind Teil eines spannenden Projekts, das vom Staatstheater Augsburg angeboten wird und Theater hautnah erlebbar macht. Unter der Leitung von Benjamin Seuffert und Lukas Baueregger bietet das „Digitaltheater“ VR-Brillen-Inszenierungen speziell für Schulen an. Und das funktioniert denkbar einfach: Die Schulen buchen einen Satz VR-Brillen, das Equipment wird von den Mitarbeitenden mitgebracht, die Brillen werden aufgesetzt und schon kann's losgehen. Umständliche Busfahrten zum Stadttheater und aufwändige Organisationsarbeiten entfallen, stattdessen bekommt man die Inszenierung direkt in das Klassenzimmer geliefert. Und das ist nicht alles: Man sitzt gewissermaßen in der ersten Reihe und erschrickt schon mal, wenn man durchs Schlüsselloch miterleben muss, wie der Vater der Hauptfigur Nathanael bei einem missglückten Experiment stirbt oder der zwielichtige Spalanzani plötzlich direkt vor einem steht.
© Gymnasium FriedbergKnapp 60 Schülerinnen und Schüler haben sich im Musiksaal des Gymnasiums Friedberg eingefunden.
© Gymnasium FriedbergDank VR-Brillen erleben sie hautnah das Stück „Der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann.
© Gymnasium FriedbergDas Team des Staatstheaters Augsburg, welches die Veranstaltung technisch und inhaltlich betreut hat.
Derartige Überraschungseffekte seien bei der Inszenierung des Stücks durchaus eingeplant gewesen, so Seuffert, denn das Spiel mit Wahrnehmung und Realität sei auch ein wichtiger Bestandteil der literarischen Vorlage. Auch die Idee, die Figuren teilweise als Marionetten, speziell für die Aufführung angefertigt von Mitarbeitenden der berühmten Augsburger Puppenkiste, darzustellen, fand bei den Schülerinnen und Schülern begeisterten Anklang.
Und so gab es bei der anschließenden Besprechung des Stücks fast nur lobende Worte aus dem Publikum und den Wunsch, so etwas bald wieder zu machen. Denn das Staatstheater Augsburg hat neben dem „Sandmann“ noch einige weitere Stücke in petto.
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Wolfgang Füchsle
Herr Füchsle arbeitet seit 20 Jahren am Gymnasium Friedberg als Lehrer für Deutsch, Latein und Ethik. Außerdem ist er Fachschaftsleiter und war am Gymnasium bis vor ein paar Jahren mit der Leitung der Theatergruppe betraut.