VorweihnachtszeitTeachers on fire – die Wahnsinns-Weihnachtswochen
Ach, die besinnliche Vorweihnachtszeit. Die Zeit des Jahres, in der sich die Menschen näherkommen, um gemeinsam genervt zu sein. Die Tage werden kürzer, die Nerven weniger, und der einzige Grund, warum man früh aufsteht, ist die Hoffnung, dass der Weihnachtsmann einem bei der Bewältigung des Alltagsstresses beisteht.
Ich weiß nicht, warum das so ist – aber der Monat Dezember besteht bei mir aus der seltsamen Kombination aus Besinnlichkeit und Stress. Besinnlichkeit, weil Lebkuchen, Punsch, Kerzen, Sinatra, Zimt und Nächstenliebe. Stress, weil Elternabende, Notenstandsbericht, Leistungsnachweise, Schülerfahrten und Projekte. Auch planen und organisieren wir Lehrkräfte im Dezember oft besondere Aktivitäten und Veranstaltungen für die Feiertage. Dazu gehören Weihnachtsfeiern, Aufführungen, Bastelarbeiten und andere festliche Aktivitäten, die zusätzliche Vorbereitungszeit erfordern. Der Unterricht will dabei auch an die weihnachtliche Stimmung angepasst werden. Daneben sind die Schülerinnen und Schüler wegen der bevorstehenden Ferien oft aufgeregt und können daher unruhiger sein als normalerweise. Dies erfordert zusätzliche Anstrengungen seitens der Lehrkräfte, um eine produktive Lernumgebung aufrechtzuerhalten.
Das alles kann dazu führen, dass die Wochen im Dezember für Lehrkräfte besonders herausfordernd und anstrengend sind. Deshalb ist es wichtig, dass Lehrerinnen und Lehrer in dieser Zeit besonders stark auf sich achten, um ihre Energie und Motivation aufrechtzuerhalten. Im Dezember mehr denn je.
Wie schafft man also nun den Spagat zwischen dem eigenen Wunsch nach ruhigen und besinnlichen Wochen und dem Alltags- und Schulstress?
- 1 Setze Prioritäten: Innerlich schließen manche bereits vor den Weihnachtsferien mit dem ersten Halbjahr ab. Du hast aber noch den gesamten Januar Zeit, um Noten einzuholen. Lege für dich fest, was du nach hinten verschieben kannst. Mein Tipp: „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe trotzdem auf morgen“.
- 2 Korrekturzeit: Welche Lehrkraft kennt es nicht? Man legt die Schulaufgabe in die letzte Schulwoche vor die Ferien mit dem Plan, diese in den Ferien zu korrigieren. Da liegen sie nun, die Schulaufgaben. Zwischen Plätzchen und Punsch. Und du hast absolut keine Motivation, damit anzufangen. Mein Tipp: Schone dich! Lege die großen Leistungsnachweise so, dass du entweder vor den Ferien mit der Korrektur fertig bist oder die Korrekturzeit nach den Ferien beginnt. Aber Achtung: Erledigst du alle Korrekturen in der Vorweihnachtszeit, wird der Stresspegel im Dezember wachsen. Entzerre deine Termine, lege zumindest die kleinen Leistungsnachweise in den Januar und nimm dir nur eine Schulaufgabe für die Ferien vor.
- 3 Projektmotivation: Vielleicht willst du deinen Schülerinnen und Schülern eine Freude bereiten. Das kann ein morgendlicher Gottesdienst sein, eine Motto-Weihnachtswoche oder ein kleines Weihnachtskonzert. Dies bedarf jedoch viel Planung und Motivation – und vor allem: Zeit (die du im Dezember kaum noch hast). Mein Tipp: Such dir Lieblingskolleginnen und -kollegen raus und stellt zusammen etwas Feines und Kleines auf die Beine. Teilt euch die Arbeit so ein, sodass niemand in Stress gerät. Auch kleinere Projekte können große Freude bereiten.
- 4 Krankheit: Ach ja – wer kennt es nicht. Da hast du endlich alles halbwegs im Griff und auf einmal schmerzt der Hals, ein leichter Husten kündigt sich an und du frierst durchgehend trotz Thermosocken. Natürlich will man nicht fehlen, weil die halbe Belegschaft inzwischen krank geworden ist und man die Schülerinnen und Schüler irgendwie auf die Leistungsnachweise vorbereiten möchte. Aber mal ehrlich: Bleib zuhause. Du hörst es sicherlich oft genug. Auch wenn das schlechte Gewissen mitschwingt, rate ich dir in aller Deutlichkeit, dass du zuhause bleiben solltest, wenn du krank bist. Du genest schneller, steckst niemanden an und die Wahrscheinlichkeit, dass du bald wieder fit in den Unterricht kommst, ist viel höher. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
- 5 „Winterblues“: Du gehst aus dem Haus und es ist dunkel. Du kommst nach Hause und es dämmert. Natürlich schlägt das fehlende Licht auf dein Gemüt. Dazu kommt noch die Kälte, das morgendliche Auto freikratzen und die ein oder andere ausgefallene Heizung in der Schule. Banale, aber life-saving Tipps: warm und kuschelig anziehen (stylisch geht ab Frühling wieder), Vitamine einnehmen und Tageslicht-Spaziergänge am Wochenende machen.
- 6 Schultermine: Beachte, dass gerade im Dezember viele wichtige Termine anfallen, die auch mal abends stattfinden und vielleicht sogar Pflichtveranstaltungen sein könnten. Mein Tipp: Vermeide Fortbildungen oder weitere dienstliche Aktivitäten, die sich auf einen anderen Monat verschieben lassen. Der Pflicht kommst du dennoch nach. Aber auch hier gilt die Devise des Entzerrens deiner Termine.
Nun bleibt mir aber nur noch Folgendes zu sagen: Frohe stressige (Vor-)Weihnachten an alle! Möge der Glühwein stark und der Geschenkgutschein passend sein. Zum Abschluss und zu eurer Erheiterung habe ich meinen kleinen Bruder (1,90m, 30 Jahre alt) gezwungen, euch ein Gedicht aufzusagen:
Aylin Qasim
Aylin Qasim unterrichtet Deutsch und Geschichte an einer Münchner Realschule und berichtet regelmäßig über ihre Eindrücke und Erfahrungen aus dem Lehrerinnenalltag.