Jugend debattiertSo wird man Bundessieger – ein Erfahrungsbericht
„Klar denken, fair streiten“ – Das ist das Motto, das sich der Debattenwettbewerb „Jugend debattiert“ gegeben hat. In der vergangenen ersten Jahreshälfte durfte ich, Konrad Thees, erfahren, was diese Maxime in der Praxis bedeutet – in insgesamt vierzehn Debatten, aufgeteilt in Schul-, Regional-, Landes- und Bundeswettbewerb.
Ich habe in dieser unglaublich intensiven Zeit sehr viel gelernt, über mich selbst, aber auch über Debattieren an sich. Doch wie kam es dazu? Als ich zum Schuljahr 2021/2022 an die Einführungsklasse am Korbinian-Aigner-Gymnasium kam, hatte ich von „Jugend debattiert“ erst einmal etwas gehört: An meiner alten Realschule, im Rahmen der Debattenschulaufgabe der neunten Klasse. Ein Jahr später, zu Beginn der Q11 wurde ich von einem meiner Lehrer gefragt, ob ich nicht Lust hätte, in der Oberstufe Schülerinnen und Schüler für einen Wettbewerb der Sekundarstufe 2 im Format „Jugend debattiert“ „zusammenzutrommeln“.
So begann Ende Januar der Schulwettbewerb, in dem ich zum Thema „Soll in Deutschland eine soziale Pflichtzeit eingeführt werden?“ debattieren durfte. Ich hatte mir in dieser Debatte einige „Anfängerfehler“ erlaubt und war überzeugt davon, mich nicht für den Regionalwettbewerb qualifiziert zu haben. Doch es kam anders, und so durfte ich Mitte Februar in Garching am Werner-Heisenberg-Gymnasium die nächste Runde des Wettbewerbs als Teilnehmer erleben. Dort lernte ich tolle Menschen aus ganz Oberbayern-Ost kennen, die meine Begeisterung für Debatten und Debattenkultur teilen.
Der Regionalwettbewerb war eine sehr intensive und schöne, und letztendlich erfolgreiche Erfahrung: Ich durfte im März am Regionalsiegerinnen und -sieger-Seminar für Bayern (RSS) in Eichstätt teilnehmen. Dort wurde uns als Erst- und Zweitplatzierten aus den ministerialen Aufsichtsbezirken ein vertiefter Einblick in die Debattentheorie und Rhetorik gegeben.
Und dann stand auch schon der bayerische Landeswettbewerb an! An dessen Ende durfte ich im Senatssaal des Bayerischen Landtags vor Hunderten Eltern, Freundinnen und Freunden, Interessierten und auch dem stellvertretenden Vorsitzenden des Bildungsausschusses, Tobias Gotthardt MdL sowie dem Staatsminister für Unterricht und Kultus, Prof. Dr. Michael Piazolo MdL debattieren und ging letztendlich als Landessieger aus der Debatte hervor. Der Landeswettbewerb und insbesondere das Landesfinale waren eine unfassbar intensive, (über)fordernde und trotzdem schöne Erfahrung. Ich habe von meinen Mitstreiterinnen und -streitern unfassbar viel lernen können und ging völlig überrascht nach Hause. Eine befreundete „Jugend-debattiert“-Alumna sagte zu mir in der U-Bahn auf dem Weg zum Ostbahnhof einen Satz, der meine Einstellung im weiteren Wettbewerb bis zum Bundesfinale geprägt hat: „Alles, was jetzt kommt, ist ein Bonus. Du hast es irgendwie schon geschafft.“ Ich bin wirklich dankbar dafür, dass ich diese Einstellung so auch mit nach Berlin nehmen konnte – denn dort stand Anfang Juni der Bundeswettbewerb an.
Vom 8. bis zum 11. Juni 2023 fand in Berlin der Bundeswettbewerb statt, mit zwei Qualifikationsrunden, zwei Halbfinaldebatten und einer Finaldebatte, dem Bundesfinale. Diese Zeit wird mir auf lange Sicht als anstrengend, stressig, beängstigend und trotzdem wunderschön in Erinnerung bleiben. Unter den Debattantinnen und Debattanten gab es eine unvergleichliche Gemeinschaft, die schon auf dem Landessiegerinnen und -sieger-Seminar auf Burg Rothenfels, das den Bundesfinaltagen vorgeschaltet war, entstanden war. Wir halfen uns gegenseitig, feuerten unsere Freundinnen und Freunde an und kümmerten uns umeinander. Würde ich allen danken wollen, die mich unterstützt haben, die ich kennenlernen durfte, von denen ich so viel lernen durfte – ich bräuchte dafür das Gros dieses Beitrags. Diese Menschen, diese Gemeinschaft, deren Teil ich werden durfte – sie sind das Beste, was ich von dieser „Jugend debattiert“-Zeit mitnehme und als Alumni in Bayern und deutschlandweit ausbauen möchte.
„Jugend debattiert“ hat mich in einem Punkt bestärkt: Eine gesunde, präzise, zwar emotionale aber eben nicht emotionalisierte Debattenkultur ist überlebenswichtig für unsere Demokratie. Es gilt, diese zu bewahren und zu schützen. Wir müssen sie nicht zurückholen, sondern durch eine faire gesellschaftliche wie politische Auseinandersetzung durch gute Debatten erhalten – durch klares Denken und faires Streiten.
Konrad Thees
Konrad Thees hat das Bundesfinale des Wettbewerbs „Jugend debattiert“ erfolgreich für sich entschieden. Für ihn ist das Debattieren ein unerlässlicher Bestandteil einer funktionierenden Demokratie.