WertebildungDie kleinste Brillenfabrik der Welt
Mehr als 950 Millionen Menschen brauchen eine Brille, können sich aber keine leisten.
(Quelle: World Health Organisation)
Vor diesem Hintergrund startete im Schuljahr 2021/22 unser Service-Learning-Projekt „EinDollarBrille“ an der Staatlichen Berufsschule III Bamberg Business School, welches auch im darauffolgenden Schuljahr fortgeführt wurde. Innerhalb von sechs Wochen sollten die Schülerinnen und Schüler des Ausbildungsgangs Verwaltungs-
fachangestellte der 10. Jahrgangsstufe dabei in ihren Projekten Lösungen für konkrete Herausforderungen erarbeiten.
Gutes Sehen für alle Menschen – so sind wir vorgegangen:
Im Schuljahr 2017/2018 fiel der Startschuss für „Lernen durch Engagement“ (LdE) als Beitrag zur Förderung personaler Kompetenzen in der dualen Ausbildung. Die Idee wurde mit der Universität Bamberg im Rahmen der Universitätsschulkooperation initiiert und von dieser auch wissenschaftlich begleitet. Als zivilgesellschaftliche Partner konnten die Diakonie Bamberg-Forchheim und der Verein EinDollarBrille e.V. gewonnen werden. Die realen Probleme der Diakonie Bamberg-Forchheim und dem EinDollarBrille e. V. waren Ausgangspunkt und Basis von „Lernen durch Engagement“ an unserer Schule. Bis zum Schuljahr 2020/21 wurden insgesamt vier Projekte durchgeführt, die in Gruppenarbeit von den Auszubildenden bearbeitet wurden. Die vier Projekte untergliederten sich dabei thematisch in folgende kleinere Teilprojekte: die Fertigung von 30 Brillenbiegemaschinen, der Aufbau einer Social-Media Plattform für die Diakonie, die Befragung der Patientenzufriedenheit im Pflegeheim der Diakonie, eine Chancen- und Risiko-Analyse von der Umstellung des Fuhrparks der Diakonie auf E-Mobilität sowie die Herstellung und Vermarktung der „EinDollarBrille“.
Mit der „EinDollarBrille“ können sich Menschen in ärmeren Ländern eine Brille für nur einen Dollar kaufen. Die Herstellung der Brillen erfolgt vor Ort und ermöglicht dem Brillenhersteller seinen Lebensunterhalt zu verdienen und gleichzeitig vielen Menschen ein besseres Sehvermögen. Das konkrete Ziel unseres Projekts war es, den Verein EinDollarBrille e. V. in seiner Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen und dadurch Spenden zu generieren.
Unser Vorhaben haben wir in drei Phasen umgesetzt:
- 1 Gemeinsame virtuelle Auftaktveranstaltung: Bei der Auftaktveranstaltung wurden den Schülerinnen und Schülern die karitativen Aktivitäten der „EinDollarBrille“ sowie das angestrebte Projektziel vorgestellt.
- 2 Bearbeitungsphase: Während der Bearbeitungsphase haben sich die Auszubildenden in Kleingruppen mit unterschiedlichen Teilprojekten beschäftigt:
In Zusammenarbeit mit unserer Partner-Berufsschule und unseren Ausbildungsbetrieben wurden „kleine Brillenfabriken“ gefertigt, die es Menschen in ärmeren Ländern ermöglicht, eine Brille selbst herzustellen (Hilfe zur Selbsthilfe).
Daneben wurde der Verein EinDollarBrille e. V. dabei unterstützt, seine Social-Media-Aktivitäten zu verbessern bzw. neue Plattformen zu erschließen. Dies geschah z. B. über das Ansprechen von Influencerinnen und Influencern oder durch das Initiieren verschiedener Internet-Challenges. Der Entwurf einer digitalen Spendenbox rundete dieses Teilprojekt ab.
Außerdem machten sich die Schülerinnen und Schüler Gedanken, wie die allgemeine Spendenbereitschaft erhöht werden kann. Hier wurden verschiedene Formate geprüft und vorgestellt wie z. B. ein Spendenlauf, eine Spendenbox an Schulen, Treuepunkte beim Einkauf, Pfandbons und vieles mehr.
Daneben planten die Schülerinnen und Schüler Informationsveranstaltungen bei Augenärztinnen und -ärzten, Augenlaserunternehmen sowie Optikerinnen und Optikern. Diese sollten den Bekanntheitsgrad der „EinDollarBrille“ erhöhen.
Nicht zuletzt fertigten angehende Schreinerinnen und Schreiner im Rahmen ihrer schulischen Ausbildung Spendenboxen aus Holz an. Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Schulen übernahmen dann die Patenschaften dieser Boxen und betreuten deren Aufstellung bei Optiker-Geschäften oder auch Arztpraxen.
Der gesamte Prozess wurde durch virtuelle Beratungssequenzen mit Akteuren der EinDollarBrille e. V., Lehrkräften sowie der Universität begleitet. - 3 Gemeinsame virtuelle Abschlussveranstaltung: Bei der Abschlussveranstaltung präsentierten die Auszubildenden konkrete Handlungsempfehlungen aus den vorliegenden Ergebnissen.
Im Ergebnis hat die Arbeit der Auszubildenden dazu geführt, dass der Verein mit dringend notwendigen Spendenboxen versorgt wurde und einige der neu entwickelten Ansätze in seine ehrenamtlichen Tätigkeiten integrieren konnte.
Ihr wollt nicht nur über das Projekt lesen, sondern auch sehen, wie die Schülerinnen und Schüler ihren Beitrag zu „Lernen durch Engagement“ umgesetzt haben? Dann schaut doch mal in folgendes Video rein!
Das Projekt ist und war für unsere Schule besonders bedeutsam, weil:
- 1 Wichtige Einblicke in die karitative Arbeit: Über die Kooperation mit dem EinDollarBrille e. V. haben die Auszubildenden sowie die Lehrkräfte Einblicke in die karitative Arbeit erhalten. Sie wurden außerdem dazu angeregt, über die Relevanz gemeinnütziger Arbeit nachzudenken und die eigene Rolle in der Zivilgesellschaft zu finden.
- 2 Schaffung von Selbstwirksamkeit: Die Auszubildenden realisierten, dass ihr Tun eine konkrete Auswirkung hat und sie wirklich etwas bewegen können. Daher war und ist es auch wichtig, den engagierten Auszubildenden Wertschätzung und Dank für das gebotene Engagement entgegenzubringen.
- 3 Sensibilisierung gegenüber Wertebildung: „Lernen durch Engagement“ hat seit unserem Projekt einen festen Platz in unserer Schulkultur eingenommen. Durch die vielfältigen Netzwerke, Fortbildungen sowie formellen und informellen Treffen hat eine Sensibilisierung im Kollegium gegenüber Wertebildung und Demokratieerziehung stattgefunden.
Dr. Jörg Neubauer
Herr Neubauer arbeitet als Fachbetreuer für Wirtschaftswissenschaften II an der Staatlichen Berufsschule III Bamberg Business School und hat die Schülerinnen und Schüler bei ihrem Projekt zu „Lernen durch Engagement“ begleitet.